Deckelung der Unterkunftskosten im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge unwirksam

Das SG Dres­den hat mit Urteil vom 8. Mai 2017 (S 20 AS 3514/14) ent­schie­den, dass die Decke­lung der Unter­kunfts­kos­ten für Hartz IV-Emp­fän­ger im Land­kreis Gör­litz rechts­wid­rig ist. Das Kon­zept des Land­krei­ses Säch­si­sche Schweiz-Ost­erz­ge­bir­ge ist nicht schlüs­sig im Sin­ne der Recht­spre­chung des BSG. Die Decke­lung der Unter­kunfts­kos­ten für Hartz IV-Emp­fän­ger in die­sem Land­kreis sei daher unwirk­sam, so das SG Dresden.

Die 58 Jah­re alte Klä­ge­rin lebt allei­ne in einer Zwei­raum­woh­nung in Hei­den­au. Die Brut­to­kalt­mie­te betrug 2014/2015 monat­lich 362 Euro. Sie bezieht Arbeits­lo­sen­geld II, da sie nur einen Mini­job aus­übt. Das Job­cen­ter kürz­te die Unter­kunfts­kos­ten gemäß sei­ner Ver­wal­tungs­vor­schrift im Jahr 2014 auf 268,65 Euro. Hier­ge­gen wand­te sich die Klä­ge­rin vor dem Sozialgericht.

Das SG Dres­den hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben und das Job­cen­ter Säch­si­sche Schweiz-Ost­erz­ge­bir­ge zur Zah­lung wei­te­rer Unter­kunfts­kos­ten verurteilt.

Nach Auf­fas­sung des Sozi­al­ge­richts ver­füg­te auch der Land­kreis Säch­si­sche Schweiz-Ost­erz­ge­bir­ge für die Stadt Hei­den­au 2014/2015 nicht über ein schlüs­si­ges Kon­zept im oben genann­ten Sin­ne. Der Land­kreis mit einer Aus­deh­nung in Ost-West-Rich­tung von 69 km stel­le kei­nen homo­ge­nen Ver­gleichs­raum dar. Der Woh­nungs­markt sei teil­wei­se städ­tisch, teil­wei­se länd­lich geprägt. Der Land­kreis wer­de durch die Elbe mit Brü­cken nur in Pir­na und Bad Schand­au geteilt. In sei­ner Ver­wal­tungs­vor­schrift habe der Land­kreis die Städ­te Pir­na, Hei­den­au und Frei­tal zu einem „Woh­nungs­markt­typ“ zusam­men­ge­fasst. Auch hier­in habe das Sozi­al­ge­richt kei­nen homo­ge­nen Ver­gleichs­raum sehen kön­nen. Zwi­schen Frei­tal einer­seits und Pirna/Heidenau ande­rer­seits lägen wei­te­re Gemein­den und es bestehe weder eine direk­te Bahn­ver­bin­dung noch eine sol­che über eine Bun­des­stra­ße. Es gebe kei­ne Mög­lich­keit anhand der vom Land­kreis erho­be­nen Daten einen eige­nen Ver­gleichs­raum zu bil­den. Der Land­kreis Säch­si­sche Schweiz-Ost­erz­ge­bir­ge habe fer­ner alle Woh­nun­gen, die klei­ner als 30 m² sind, aus dem Daten­satz aus­ge­son­dert. Aller­dings befän­den sich im Land­kreis vie­le Ein-Raum-Woh­nun­gen in Plat­ten­bau­ten, die gering­fü­gig klei­ner als 30 m² sind. Die­se hät­ten in die Berech­nung ein­be­zo­gen wer­den müs­sen. Klei­ne Woh­nun­gen hät­ten im Ver­hält­nis oft­mals einen höhe­ren Preis pro m². Der Land­kreis habe fer­ner nur 33% des ermit­tel­ten Markt­vo­lu­mens bei der Berech­nung berück­sich­tigt. Damit wur­de die Daten­er­he­bung ohne nach­voll­zieh­ba­re Begrün­dung zu weit ein­ge­engt. Schließ­lich habe der Land­kreis 2014 sein Kon­zept von 2012 fort­ge­schrie­ben, indem er die Wer­te der Miet­ent­wick­lung in ganz Sach­sen ange­passt habe. Die­ser Index sei für die Fest­stel­lung der Preis­ent­wick­lung im Land­kreis Säch­si­sche Schweiz-Ost­erz­ge­bir­ge unge­eig­net. Der Woh­nungs­markt in Hei­den­au ent­wi­cke­le sich mög­li­cher­wei­se ganz anders, als die Miet­prei­se im Durch­schnitt des gesam­ten Freistaates.

Die Klä­ge­rin habe daher Anspruch auf Kos­ten­er­stat­tung bis zur Gren­ze des Wer­tes der Wohn­geld­ta­bel­le plus 10%. Dies erge­be in Hei­den­au bis 2015 eine Decke­lung auf 363 Euro für Allein­ste­hen­de. Da die Brut­to­kalt­mie­te der Klä­ge­rin die­sen Wert gera­de noch unter­schrei­te, hat das Sozi­al­ge­richt das Job­cen­ter zur Erstat­tung der vol­len Unter­kunfts­kos­ten verurteilt.

Das Urteil ist nicht rechts­kräf­tig. Wegen der grund­sätz­li­chen Bedeu­tung der Ange­le­gen­heit hat das Sozi­al­ge­richt die Beru­fung zum LSG Chem­nitz zugelassen

Quel­le: Pres­se­mit­tei­lung des SG Dres­den Nr. 9/2017 v. 26.06.2017